
Neujahrsvorsätze sind so ein Thema für sich, die (fast nie erfolgende) Umsetzung sowieso. Genau wie irritierende Rituale an Silvester, beispielsweise Bleigießen, oder „Dinner for one“ zum drölften Mal gucken und immer noch dabei lachen, oder kurz nach Mitternacht sein Handy rausholen und jedem Kontakt als Sprachnachricht durch das verfluste Mikro ein „Frodneu“ wünschen. Welche Rituale Karim Adeyemi vor sieben Wochen angewendet hat, wissen wir nicht. Doch es scheint funktioniert zu haben, oder wie er selbst sagt: „Neues Jahr, neues Glück!“
121 Millionen – na und?
Grinsend präsentierte er nach dem 1:0‑Heimsieg gegen den FC Chelsea einem Reporter nach dem anderen diese Neujahrsweisheit als Erklärung für seine Leistungsexplosion im Jahr 2023. Die sich übrigens auf den ganzen BVB übertragen lässt, der plötzlich nur noch gewinnen kann. Die Leistungsträger haben sich dabei verschoben: Mats Hummels und Marco Reus kommen kaum zum Einsatz. Dafür liefern Emre Can, Julian Brandt, und eben Karim Adeyemi. Das sollte spätestens nach seinem „Du kostet 121 Millionen – na und?“-Solo beim 1:0‑Sieg im Champions-League-Achtelfinalhinspiel gegen den FC Chelsea aufgefallen sein, bei dem er Weltmeister Enzo Fernández mit seiner puren Geschwindigkeit ganz alt aussehen ließ.
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Doch auch in der Bundesliga sticht der 21-Jährige zunehmend hervor und macht seine Zeit beim BVB vor der WM vergessen: Damals gelangen ihm nur ein Tor in elf Bundesligaspielen und ein Tor in fünf Champions-League-Partien. Auch Verletzungen bremsten ihn aus. Die Kritik an ihm nahm zu und Fans hatten Angst, dass er wie Donyell Malen ein teurer Durchschnittspieler wird. Sein klares Foulspiel gegen Jesper Lindström, das nicht gepfiffen wurde und das Adeyemi am Spieltag noch leugnete, trug nicht mildernd dazu bei.
Dann fuhr er zur WM (mehr wollen wir nicht dazu sagen) und nun explodiert er seit dem Jahreswechsel. Drei Torbeteiligungen in der Liga und das BVB-Solo des Jahres bringen die Augen der Fans derzeit zum Leuchten. „Ich hab mir gedacht, ich muss irgendwie den Ball vorbeilegen“, kommentierte Adeyemi sein Tor am DAZN-Mikro ganz cool.
Vom Rechts- zum Linksaußen
Entscheidend für seinen Formanstieg ist dabei seine Positionierung. Erst seit Januar kommt der Linksfuß auch auf Linksaußen zum Einsatz und wird so besser ins BVB-Spiel eingebunden. In seiner überragenden Vorsaison in Salzburg (32 Scorerpunkte in 44 Spielen) agierte er im 4–3‑1–2‑System als rechter Stürmer mit reichlich Wiese vor der Nase.
Diese Postion gibt es in den bisher von Edin Terzić angewendeten Spielsystemen (4−1−4−1, 4−2−3−1, 4−1−4−1) nicht. Deshalb agierte Adeyemi in der Hinrunde als klassischer Rechtsaußen – mit mäßigem Erfolg. Auch, weil der BVB im Schnitt in der Bundesliga 58 Prozent Ballbesitz hat, die Gegner tiefer stehen. Salzburg hatte dagegen in der letztjährigen Champions-League-Saison nur 44 Prozent Ballbesitz. Das lud zu Kontern über den Speed-Stürmer ein. Sein Spiel konnte Adeyemi so nicht auf Knopfdruck auf den BVB umstellen.
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