Ham wir uns da verstanden?

December 2024 · 4 minute read

Herr Star­c­zewski, beim bru­talen Angriff auf einen Ordner im Gäs­te­block des Bie­le­felder Sta­dions waren Sie in unmit­tel­barer Nähe.

Ja. Beim Ein­laufen der Mann­schaften stand ich, als offi­ziell akkre­di­tierter Foto­graf und damit Bild­be­richt­erstatter, in unmit­tel­barer Nähe des Gäs­te­blo­ckes, um Ein­drücke der Gäs­te­fans des VfL Bochums zu foto­gra­fieren und zu doku­men­tieren.

Es wurde kein Tag wie jeder andere.

Bei Weitem nicht. Unmit­telbar nach Spiel­be­ginn öff­nete sich, nach Abrennen einer mit­tel­großen Rauch­wolke, das Tor, und zwei Ordner trugen einen sicht­lich schwer ver­letzen Ordner aus dem Block. Dieses Vor­gehen habe ich foto­gra­fisch doku­men­tiert, da sich dies unmit­telbar vor mir ereig­nete. So wurde ich direkter Zeuge und war im direkten Ange­sicht des nicht ansprech­baren Ord­ners, der starke Bles­suren in der Gesichts­ge­gend auf­wies und meinem ersten Ein­druck nach bewusstlos wirkte. Es eilten Sani­täter hinzu, wei­tere Ordner und Poli­zei­be­amte in Zivil und Uni­form sei­tens der Hun­dert­schaft.

Wie weit waren Sie vom Geschehen ent­fernt?

Bei meinen Bil­dern habe ich immer eine Distanz zum ver­letzen Ordner gewahrt, da ich mich zu diesem Zeit­punkt ste­hend auf der anlie­genden Sitz­platz­tri­büne befand.

Was war auf Ihren Bil­dern zu sehen?

Viele Bilder sind in Seri­en­auf­nahmen, also in schnell auf­ein­ander fol­genden Bil­dern ent­standen, so dass auch das Gesicht des schwer gezeich­neten Ord­ners auf einigen Bil­dern zu sehen gewesen ist. Ich hatte jedoch kei­nes­wegs die Absicht, diese Bilder zu ver­öf­fent­li­chen.

Den­noch for­derten die Bie­le­felder Ordner Sie auf, Ihre Arbeit ein­zu­stellen.

So ist es. Nach wenigen Momenten machte mich ein Ordner im gelben Leib­chen – und somit von Arminia Bie­le­feld -, dessen Leib­chen die Bezeich­nung Bereichs­leiter“ auf­wies, von unten laut­stark auf­merksam und for­derte mich auf, das Foto­gra­fieren zu unter­lassen. Keine Bilder von Ver­letzten. Das wollen wir nicht, dass will der Verein nicht.“ Als ich ihm ent­ge­gen­brachte, dass ich als Foto­graf und somit Bild­be­richt­erstatter diesem Spiel bei­wohne, und ich ihn an mein damit ver­bun­denes Recht der Pres­se­frei­heit erin­nerte und wei­tere Bilder machen wollte – keine Nah­auf­nahmen des Ver­letzten, son­dern von dem Geschehnis all­ge­mein – platzte dem Ordner der Kragen.

Wie können wir uns das vor­stellen?

Er kam zu mir und for­derte mich im Namen von Arminia Bie­le­feld auf, mich hin­zu­setzen und keine wei­teren Auf­nahmen mehr zu machen. Ich suchte das Gespräch mit ihm und fragte ihn zunächst nach seinem Namen, wel­chen er mir nicht nennen wollte. Ich bin nicht dazu ver­pflichtet, hier meinen Namen zu nennen. Noch ein Foto, und wir machen vom Haus­recht Gebrauch, und Sie fliegen hier ruck­zuck raus.“ Ich ver­suchte ihm in einem stets höf­li­chen Ton deut­lich zu machen, dass auch diese trau­rigen Szenen zum Spiel und der damit ver­bun­denen Bericht­erstat­tung gehörten und ich daher weiter foto­gra­fieren würde. Und ver­si­cherte ihm, keine Gesichts­bilder zu machen, weil ich ja kein Sen­sa­ti­ons­jour­na­list bin.

Das half nicht. Im Gegen­teil: Man for­derte Sie auf, Ihre Auf­nahmen zu löschen.

Unmit­telbar danach kam ein wei­terer Ordner hinzu, mit Kopf­hörer im Ohr, und sagte: Wir haben die Anwei­sung von Arminia Bie­le­feld, dass Sie alle Bilder des Ver­letzten zu löschen haben. Wir wollen nicht, dass solche Bilder ver­öf­fent­licht werden und nach außen kommen. Sollten diese Bilder irgendwo auf­tau­chen, hat das ernst­hafte Folgen und recht­liche Kon­se­quenzen. Ham wir uns da ver­standen?“ Ich bat ihn darum, mir seinen Namen zu nennen und mir den angeb­li­chen Ver­treter von Arminia Bie­le­feld zu nennen. Auch er nannte seinen Namen nicht. Statt­dessen drohte er mir mit der Polizei und einer Anzeige, wenn ich nicht das tue, was er sage. Gern“, sagte ich. Ziehen wir die Polizei hinzu, diese wird Ihnen mit Sicher­heit bestä­tigen, dass wir in einem Recht­staat leben!“

Wie ver­hielt sich die Polizei?

Der Poli­zei­be­amte war in Zivil und sagte zu mir: Den Anwei­sungen ist Folge zu leisten“ – sonst mache er vom Haus­recht Gebrauch, und ich würde wegen Haus­frie­dens­bruch ange­zeigt. Auch er nannte mir seinen Namen nicht.

Wie ging das Löschen der Auf­nahmen von­statten?

Ich wurde gebeten, mich zu setzen. Einer der Bereichs­leiter schaute sich mit mir die Bilder an und nötigte mich, über ein Dut­zend Bilder zu löschen. Noch­mals ver­wies ich darauf, die Gesichts­bilder nicht zu ver­öf­fent­li­chen, und ich es nicht ein­sehe, dass mir die Ordner und Poli­zisten Befehle geben und mit ernst­haften Kon­se­quenzen drohen. Zudem ist mir nicht die Mög­lich­keit gegeben worden mit anderen Foto­grafen Rück­sprache zu halten, da diese fast alle­samt auf der anderen Seite foto­gra­fierten.

Schließ­lich kam die Polizei noch einmal auf Sie zurück.

Ja. Kurz vor Spie­lende kam der genannte Zivil­po­li­zist auf mich zu, der mir zuvor seinen Namen ver­wei­gert hatte, und wollte nun meine Per­so­na­lien auf­nehmen, da ich ggf. als Zeuge hin­zu­ge­zogen würde. Ein Zeuge, der zuvor Bilder des Ereig­nisses löschen musste.

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